Das Aus von Peter Bosz bei Bayer 04 Leverkusen ist ein weiteres unromantisches Beispiel dafür, wie das Fußballgeschäft funktioniert und wie sich Sportdirektor und Geschäftsführer im Profifußball selbst schützen.
Der Trainer ist das schwächste Glied und bevor Rudi Völler (Geschäftsführer) und Simon Rolfes (Sportdirektor) Gefahr laufen, selbst kritisiert zu werden, wird es sich leicht gemacht und der Trainer gefeuert. Für alle Fußball-Romantiker ist es sehr schade, wie es mit Bosz und Leverkusen zu Ende geht: So wurde Bosz Ende Dezember im aktuellen Sportstudio des ZDF noch hochgejubelt, um anschließend von der Mannschaft nur noch hängen gelassen zu werden.
Verletzungspech und schlechte wintertransfers der anfang vom ende
Bosz hat viel aus der Leverkusener Mannschaft herausgeholt, doch hatte man zunehmend das Gefühl, dass den Spielern nach dem Höhenflug im Frühwinter von Spiel zu Spiel mehr die Luft ausging. Ein Spieler nach dem anderen fiel verletzt aus und so hatte Bosz vor jedem Spiel eine fast unlösbare Aufgabe vor sich. Auch die Neuzugänge Frimpong und Gray bringen Leverkusen nicht wirklich weiter, auch weil sie sich vom Spielertyp zu sehr Diaby, Bailey und Co. (schnell aber zweikampfschwach) ähneln. Zudem sind sie taktisch schlecht geschult. Der Leerraum im Mittelfeld beim Hertha-Spiel war beängstigend und amateurhaft.
VOlland und Havertz wurden nie adäquat ersetzt
Patrik Schick enttäuscht als Königstransfer auf ganzer Linie und ist alles andere als ein Torjäger, den Leverkusen dringend benötigt. Volland und Havertz konnten nie ersetzt werden. Dass sich Völler und Rolfes auf die Schulter klopften mit Wirtz einen „1zu1-Ersatz“ für Havertz gefunden zu haben, ist lächerlich. Einem 17-Jährigen solch eine Bürde aufzutragen ist realitätsfremd und gefährlich für Wirtz. Auch eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft halte ich für verfrüht. Gegen Hertha BSC Berlin hat man es Wirtz angesehen, dass er mit dem Kopf schon bei der DFB-Elf ist – zum Leidwesen von Bosz.
PETER BOSZ HIELT BIS ZUM ENDE AN SEINER PHILOSOPHIE FEST
Bosz hatte eine extrem schwierige Aufgabe im Frühjahr – doch vielleicht hätte er durchgreifen müssen, um seinen Job zu retten:
– Aranguiz für seine schlechten Leistungen als Kapitän absetzen und auf die Tribüne setzen.
– die Spielphilosophie endlich überdenken und in Krisenzeiten auf das Kerngeschäft, Ergebnisfußball setzen.
Leider trifft es mit Bosz einen der aussterbenden Sorte: Einen echten Fußballromantiker, der bis zum Ende an seine Philosophie glaubt und Opfer der unumkehrbaren Mechanismen geworden ist.